Fachgruppe Ornithologie Niesky

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Silberreiher sind auf dem Vormarsch

Seit 1990 steigen die Bestände in der Lausitz. Trupps von über 100 Vögeln sind keine Seltenheit mehr
Hans Blümel
Sächsische Zeitung vom 17./18. März 2007

Fotos: D. Kasper, H. Bieberstein, F. Menzel

Der Silberreiher ist ein nicht zu übersehender Vogel. Er erreicht etwa die Größe eines Graureihers, das Gefieder aber ist reinweiß. Sein ursprüngliches Verbreitungsgebiet liegt in Südeuropa, Afrika, Südasien, Australien und Neuseeland. In den wärmeren Gebieten Nord- und Südamerikas ist die Art ebenfalls zu finden.
Doch auch in der Lausitz sind Ansammlungen von mehr als 100 Vögeln keine Seltenheit mehr. Das war in der Vergangenheit sehr wohl der Fall: Der bekannte sächsische Ornithologe Richard Heyder konnte 1952 in seinem berühmten Werk "Die Vögel des Landes Sachsen" den Silberreiher zwischen 1778 und 1888 lediglich für vier Örtlichkeiten erwähnen. Herausragend eine Beobachtung vom 3. Oktober 1778, die besagt, dass am Sandteich bei Deutschbaselitz "vier schlohweiße Reiher erschienen waren." Eine weitere Beobachtung von nur einem Vogel wurde im April 1854 am Hörnitzer Teich bei Zittau gemacht. Damit erschöpfen sich die Nachweise für Ostsachsen. Die anderen zwei Vorkommen für den oben genannten Zeitraum stammen mit je einem Vogel von der Zwickauer Mulde, also aus Westsachsen.
Natürliche Ausbreitung
Die neuerliche Erscheinung zu erklären, ist nicht ganz einfach. Möglicherweise haben die Bestände in Südeuropa und Vorderasien stark zugenommen, so dass die Silberreiher auf der Suche nach neuen Arealen bis nach Mitteleuropa umherstreifen. Dieses Phänomen mit der zunehmenden Erderwärmung zu erklären, dürfte verfrüht und zu einfach sein. Eine natürliche Ausbreitung von Tieren gab es auch in der Vergangenheit. Erinnert sei hier an die Schellente, die vor mehr als 200 Jahren vom Baltikum kommend in Mitteleuropa eingewandert ist und sich hier ihr zusagende Lebensräume eroberte. Dieser Ausbreitungsprozess über Deutschland hinweg in südlicher und westlicher Richtung hält auch jetzt noch an.
Der Silberreiherbestand hat sich in Deutschland grundlegend geändert. Von allen geeigneten Lebensräumen – das sind Sumpflandschaften, Fischteiche und andere Binnengewässer mit Verlandungszonen und Röhrichtbeständen – werden seit dem Jahr 2000 verstärkt Sichtbeobachtungen gemeldet.
Teiche bieten Futtergrundlage
Natürlich ist die Teichlausitz mit ihren über 1000 Fischteichen, allesamt von Menschenhand geschaffen, für den Silberreiher ein beliebter Aufenthaltsort. Hier finden sie nicht nur Gewässer, die sie mögen, sondern darin auch Nahrung vom Feinsten. Wie der Graureiher bevorzugt auch der Silberreiher bis zu 20 Zentimeter lange Fische.
Die seit fast 50 Jahren bestehende Fachgruppe Ornithologie Niesky veröffentlicht seit 1983 für das entsprechende Kalenderjahr einen Jahresbericht. In ihm sind die ornithologischen Beobachtungen der Mitglieder zusammengestellt. Sie stammen aus dem Gebiet der östlichen Oberlausitz. Die Jahresberichte der vergangenen Jahre geben einen guten Einblick über den Vormarsch der schwanenweißen Vögel in unserem Gebiet.
Die ersten Bekanntschaften mit dem Silberreiher stammen aus dem Jahr 1990. Am Tauerwiesenteich bei Förstgen und am Krebaer Teich bei Petershain wurde je ein Vogel gesichtet. Ein Jahr später war die "Ausbeute" nicht besser. Je eine Beobachtung erfolgte an den Petershainer Westteichen und im Teichgebiet Niederspree. 1992 wurden in der Region keine Silberreiher gesichtet. Das sollte die Ruhe vor dem beginnenden Sturm sein.
Von 1993 bis zum Jahr 2000 stieg die Anzahl von Beobachtungen von vier auf 74. Auch die Größe der Trupps nahm andere Ausmaße an. 1994 beispielsweise gab es 16, zumeist Einzelbeobachtungen, wobei sich die Trupps aber auch einmal aus vier und zweimal aus drei Silberreihern zusammensetzten.
Die Steigerung der anwesenden Vögel setzte sich dann auch bis zum Jahr 2000 fort und erreichte bereits beachtliche Ausmaße. So beobachtete man im Teichgebiet Commerau (Kreis Bautzen) am 3. November 2000 einen Trupp von 42 Silberreihern. An verschiedenen Gewässern unserer Region wurden im gleichen Jahr achtmal Trupps mit 10 bis 19 Reihern gesichtet, dreimal sogar mit 20 bis 23 Reihern.
Höhepunk: 200 Tiere im Trupp
Doch das alles sollte noch lange nicht der Höhepunkt der Einwanderung in unser Gebiet sein. Im Jahr 2006 wurden am 30. September im Teichgebiet Niederspree 200 Silberreiher festgestellt. An verschiedenen anderen Stellen gab es viermal Truppstärken von über 100 Vögeln und 18 Mal mit 50 bis 100 Tieren. Angemerkt sei, dass seit dem Jahr 2003 Trupps mit über 100 Silberreihern in unserer Region regelmäßig vorkommen: 2003 achtmal, 2004 fünfmal, 2005 sechsmal und 2006 fünfmal.
Noch eine Feststellung erlaubt die Auswertung der gesammelten Daten: Nur wenige Vögel überwinterten in der Vergangenheit in den Monaten Dezember bzw. Januar, Februar hier, seit 1999 passiert das jedoch regelmäßig.
Besonders ist dabei eine Beobachtung von diesem Winter: Am 23. Februar gab es im Teichgebiet Kreba-West eine Ansammlung von 40 Silberreihern. Wahrscheinlich hat hier der überaus milde Winter keine unwesentliche Rolle gespielt.


Schon gewusst?

Der Silberreiher ist ein großer, weißer Reiher mit gelbem Schnabel und dunklen Beinen und Füßen. Seine Länge beträgt 85 bis 100 Zentimeter, die Flügelspannweite 145 bis 170 Zentimeter, das Gewicht 1 bis 1,5 kg.

Die Brutzeit des Silberreihers beginnt Mitte April. Es findet eine Jahresbrut statt. Das Gelege besteht aus 3 bis 5 hellblauen Eiern.

In Südeuropa brüten die Silberreiher in kleinen Kolonien im Schilf. In anderen Teilen der Welt errichten sie ihre Nester auf hohen Bäumen.

Die Nahrung der Vögel setzt sich vor allem aus 15 bis 20 cm langen Fischen, Wasserspitzmäusen, Wasserinsekten, an Land aus Reptilien, Kleinsäugern und größeren Insekten zusammen.

Im Zuge ihrer Ausbreitung haben Silberreiher bereits in den Niederlanden und Polen gebrütet. In Deutschland fehlen bisher Brutnachweise. (Blümel)